50 Jahre Olympia – wenn Poster Geschichte erzählen
Eine Münchner Privatsammlung
Das Jahr 2022 markiert gleich zwei besondere Jubiläen im Zusammenhang mit der hier angebotenen Plakatsammlung. Vor 50 Jahren – 1972 – fanden die Spiele der XX. Olympiade (1972) in München statt, und der maßgebliche Graphikdesigner der Sportveranstaltung Otl Aicher wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden.
Otto, genannt Otl, Aicher wurde im Mai 1922 in Ulm geboren. Aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Bündischen Jugend wurde Aicher 1937 inhaftiert, 1941 wurde ihm, aufgrund der Verweigerung der Hitler-Jugend beizutreten, das Abitur entzogen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann er schließlich eine Ausbildung zum Bildhauer an der Akademie der Bildenden Künste in München. Nur zwei Jahre später folgte die Eröffnung seines ersten Graphikbüros in Ulm, zur selben Zeit begannen die Planungen für die Hochschule für Gestaltung, welche er 1953 gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Schwester von Hans und Sophie Scholl, Inge Aicher-Scholl und dem ehemaligen Bauhausschüler Max Bill ins Leben rief. Neben der Lehre an der HfG spezialisierte sich Aicher vor allem auf das Praxisfeld des Graphikdesigns. So überarbeitete er 1962 das Corporate Design der Lufthansa: den von Otto Firle entworfenen Kranich behielt Aicher bei, reduzierte diesen jedoch auf seine Grundformen und fügte den heute unverkennbaren Lufthansa Schriftzug in Helvetica hinzu, ebenso wie die typische gelb-blaue Farbgebung.
International berühmt wurde Aicher mit seinem umfassenden Gestaltungskonzept für die Corporate Identity der Olympischen Sommerspiele in München. Neben Plakaten, infographischen Karten und dem Olympia-Dackel Waldi entwarf er auch das unverwechselbare Piktogrammsystem, welches die verschiedenen Sportarten der Olympiade umfasst und bis heute Gültigkeit hat.
Die Konvolute und Einzelobjekte der hier angebotenen zwanzig Lose stammen allesamt aus den damaligen Beständen des Olympischen Komitees und gingen in eine Münchner Privatsammlung über. Aicher und sein Gestaltungsteam entwarfen für die 21 Sportdisziplinen der Sommerspiele je ein Plakatmotiv. Die Graphikdesigner entwickelten die Plakate aus der Sportphotographie heraus, die Entwürfe kulminierten in einer originellen, kulturübergreifenden Bildsprache, die nicht zuletzt durch die ikonische, heitere Farbskala aus Grün-, Blau- und Gelbtönen besonders lebendig wirkt. Die Farbserigraphien in den Formaten A0 und A1 sind Testdrucke in anderen Farbkombinationen und mit teilweise anderen Motiven als den letztendlich realisierten; somit bilden diese Plakate eine Rarität innerhalb des Sammlungsgebiets. Informationsgraphiken, Zeitpläne sowie die Poster und Publikation über das visuelle Erscheinungsbild der Sportveranstaltung vervollständigen die spannende Offerte.
Wichtige museale Institutionen griffen 2022 das Thema der Olympischen Spiele in München in Sonderschauen auf. Die Neue Sammlung München zeigte die Ausstellung ‚Design für Olympia‘, das Bröhan-Museum Berlin legte in ‚Otl Aicher. Olympia 72‘ den Schwerpunkt der Schau auf den Graphiker selbst. Und auch wir freuen uns sehr, mit Ihnen zum Jahresabschluss 2022 das Otl-Aicher-Jubiläum mit dieser besonderen Sammlung von Plakaten feiern zu können.