Amédée de Caranza – Raritäten aus einer privaten Sammlung

Amédée de Caranza
Raritäten aus einer privaten Sammlung

Die Lebensdaten des Glaskünstlers liegen im Dunklen. Überliefert ist, dass der Sohn französischer Eltern Anfang der 1870er Jahre bei der Faiencerie de Longwy als künstlerischer Leiter angestellt war und dort japanisierende Dekore mit der Email-Cloisonné- Technik schuf. 1875 wechselte er nach Bordeaux zur Fayence-Firma Jules Vieillard & Cie., die 1878 auf der Weltausstellung in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Bei dem ebenfalls auf Fayencen spezialisierten Clément Massier lernte Amédée de Caranza schliesslich den Umgang mit Oxidglasuren.

Berühmt wurde Amédée de Caranza jedoch mit seinen Gläsern in Bernstein-, Rot- und Brauntönen, auf deren Wandungen er mit eben diesen Metallreduktionsfarben wunderbar impressionistisch aufgefasste florale und aquatische Motive mit einem zarten Lüster realisierte. De Caranza gehörte zu den Pionieren dieser Technik auf Glas und meldete dazu mehrere Patente an.


Spätestens 1890 unternahm er die ersten Versuche, metallisch irisierende Dekore auf Glas aufzubringen. Das früheste bekannte Glas mit Lüstermalerei ist lt. Hilschenz-Mlynek/Ricke 1895 datiert. Der berühmte Kunstkritiker und Verfechter des Impressionismus Julius Meier-Graefe übernahm in seinem Geschäft ‚La Maison Moderne‘ den Vertrieb der Werke de Caranzas von Paris aus. Um 1902-03 arbeitete und signierte de Caranza mit seiner Partnerin Jeanne Duc. Um 1903 kehrte er von Paris nach Noyon zurück und wurde einer der wichtigsten Mitarbeiter der Firma Henri Copillet für Keramiken und Veredelung von Ziergläsern und Fenstern, die nur bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Bestand hatte.

Seine Technik erklärte Amédée de Caranza für die Patentanmel- dung im März 1902 folgendermaßen am Beispiel einer Glühbirne:
„(…) Wir führen auf seiner Oberfläche eine Verzierung mit einer beliebigen Anzahl von verschiedenen Metalloxiden durch. Diese Oxide können entweder mit Wasser, Benzin, Gummi oder generell mit jeder geeigneten flüssigen oder halbflüssigen Substanz aufgetragen werden. (…) Die Objekte werden in einen Ofen gebracht, wo sie wie beim gewöhnlichen Brennen von Glas, Kristall oder Opal gebrannt werden, aber während des Brennens wird den Oxiden der Sauerstoff entzogen, sodass sie wieder in den Zustand nativer Metalle zurückversetzt werden.

Um diese Reduktion durchzuführen, wird vor, während oder nach dem Brennen ein geeignetes Reduktionsmittel wie Kohle, Öl, Karbid, Wasserstoff, reines oder mit Luft vermischtes Gas in ausreichender Menge zugeführt, damit die Reduktion vollständig erfolgt…“
(Übers. aus dem Französischen, d. Vfs.)

Die im Katalog angebotenen 14 Gläser aus einer sorgfältig kuratierten privaten Sammlung sind äußerst rar auf dem Kunstmarkt und zeigen die Entwicklung des Künstlers meisterhaft auf. So könnte man seine Vase ‚Marrons‘, 1895-1900 (Kat.-Nr. 15) auf den ersten Blick aufgrund der halbplastischen Kastanienblätter auf irdenfarbenen Grund mit einer Keramikarbeit verwechseln, während Amédée de Caranza bei der Vase ‚Roses‘ (1902) das zarte optisch geblasene, durchscheinende bernsteinfarbene Glas mit in die Komposition einbezieht (Kat.-Nr. 25).