Auktion 163E
Worn to be alive
Autorenschmuck und Objekte aus einer deutschen Privatsammlung
30. Juni 2022 um 14:00 MESZ
Im Rahmen der ersten Schmuckauktion des Jahres erwarten Sie über 300 ausgewählte Objekte vorrangig deutscher und niederländischer Künstler•innen von 1970 bis in die Mitte der 1990er Jahre. Die vorliegende Kollektion stammt aus dem Besitz eines Sammlerehepaares, das seit über 40 Jahren leidenschaftlich gesammelt hat und sammelt, und sich in allen Bereichen des Lebens mit moderner Kunst, mit Design und mit ausgewähltem Kunsthandwerk umgibt. Alles ist schön, nicht als Diktat, sondern als Lebenseinstellung und bereichernde Inspiration im Alltäglichen.
'Worn to be alive' - der Titel ist nicht nur eine Hommage an ein Lebensgefühl, sondern auch eine Bedingung. Denn das, was alle hier vertretenen Gestalter•innen vereint, ist die Faszination für die komplexe Wechselwirkung zwischen Körper und Schmuck. Es geht um ein Ausloten von Grenzen, eine Distanzierung vom traditionellen Schmuckbegriff. Die Objekte greifen in das Erscheinungsbild des Tragenden ein, verändern die Silhouette und agieren mit der Dynamik des Körpers.
Immer wieder zelebriert die Sammlung den Aspekt der Serie und des Produktdesigns. So werden einzelne Entwürfe gleich in mehreren Farben präsentiert, wie die 'Durchsteck‘-Broschen von Johanna Dahm. Die Armreifen 'Cones' von Herman Hermsen stehen Seite an Seite mit den gleichnamigen Eierbechern, deren Funktion sich nur durch eine variierte Proportion ergibt. Dem gegenüber behaupten sich handwerklich aufwändig gearbeitete Einzelstücke wie der detailreiche, in Perlenstickerei gearbeitete Halsschmuck von Joyce J. Scott oder das akkurat gefertigte Papier-Collier von Nel Linssen.
Die Sammlung veranschaulicht beeindruckend den stetigen Austausch zwischen den Künstler•innen untereinander und den Galerien. Sie hinterfragt Nähe, aber auch Distanz zum Produktdesign und erkennt Werte, die sich nicht im Material, sondern im Konzept der Entwürfe manifestieren.
Auch am letzten Tag der Juni-Auktionen brach die rege Beteiligung der Bieter nicht ab. Die umfangreiche Schmucksammlung aus deutschem Privatbesitz rief Käufer aus aller Welt auf den Plan.
Im Mittelpunkt standen die ausgefallenen Entwürfe der 1980er Jahre von Herman Hermsen. Sowohl serielle Arbeiten, als auch Unikate wurden von den Bietern umkämpft und führten zu einigen Preissteigerungen. Der Halsschmuck '1/3 - 1/3 - 1/3’ von 1982, in einer Auflage von 15 Exemplaren produziert, ging für 2.500 € an einen neuen Besitzer.
Besonders begehrt war der Halschmuck ‚Venusia’ von Joyce J. Scott. Das aufwändige Arbeit erweckte die Aufmerksamkeit hochrangiger Institutionen und ging nach einem spannenden Schlagabtausch der Bieter für 8.000 € an ein internationales Museum.