Los: 86
Henri Bergé
Ziervase 'Iris', 1906-12
Blütenartiger Pokal mit flachgedrückter Kuppa, der Lippenrand asymmetrisch gestaltet, durch Scheibennodus abgesetzter Trompetenfuß. H. 31 cm. Entwurf: Henri Bergé.Korpus in Überfangglas, farblos, im unteren Bereich mit tieflauen, darüber mit bläulich-weißen schlierig marmorierten Pulvereinschlüssen. Mit aufwendigen plastischen Glasauflagen, eine große Irisblüte und eine kleine in Blau sowie eine noch geschlossene Narzissen-Blüte in Gelb, mehrere vom Nodus hochlaufende lanzettförmige Blätter in Moosgrün mit gelben Flecken; die skulpturalen Aufschmelzungen als Teichlandschaft in aufwendigem Schnitt plastisch reliefiert. Fuß in Überfangglas, farblos mit grünen und gelben Pulverein- und Pulveraufschmelzungen. Die gesamte Oberfläche vollständig mit dem Rad überarbeitet. Auf dem Nodus sign.: DAUM NANCY, Lothringer Kreuz (gravierter Schriftzug).
Zuschlag: 60.000 €
20. November 2018 um 14:00 MEZ
Literatur:
Die Vase ist eine Rarität von höchster künstlerischer und technischer Qualität. Ihre asymmetrische und unregelmäßige Form ist außergewöhnlich und zeugt von einem besonderen skulpturalen Kunststreben. In der internationalen Museumslandschaft sowie in der Fachliteratur sind nur wenige Vasen oder Pokale mit einer ähnlichen Formgebung bekannt. Die vergleichbaren Exemplare im Glasmuseum Hentrich in Düsseldorf oder im Musée de l’Ecole de Nancy sind jeweils mit unterschiedlichen Dekoren verziert.
Es ist zu vermuten, dass diese besonders ausgeformten und technisch aufwendig hergestellten Glasobjekte als Einzelstücke produziert wurden. Bei der ‚Iris‘-Vase handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um ein Unikat, das als Zeugnis von besonderer Kunstfertigkeit für eine internationale Ausstellung oder Leistungsschau im Bereich des Kunsthandwerks im Zeitraum von 1910 bis 1912 gefertigt wurde.
Die in stilisierter Blütenform ausgeführte Vase ‚Iris‘ schmückt eine skizzierte Teichlandschaft, an deren Ufer Schwertlilien und eine Narzisse wachsen, die als reliefierte Auflagen aus farbigem Glas gestaltet sind. Die besonders aufwendige Technik der Applikation erfordert eine wiederholte Erwärmung des Gefäßes, das als Träger der Pflanzen mit ihren farbigen Blüten, Knospen und Blätter dient. Nach dem Erkalten des plastischen Dekors wurde dieser mit dem Schleifrad in Hochschnitt überarbeitet.
Die Vase stellt gewiss eine außergewöhnliche Leistung der Glashütte dar, bei welcher der Formentwurf durch die freie Ausformung des Dekors eine besondere Steigerung erfahren hat. Mit Ziergläsern wie der ‚Iris’-Vase konnten die Gebrüder Daum und ihre Mitarbeiter aus dem oft behaupteten Schatten Emile Gallés hervortreten.
Vgl. Ricke/Schmitt, Glassammlung Gerda Koepff, Kunstmuseum Düsseldorf, München 1998, Nr. 119, formverwandte Vase; weitere Pokale mit asymmetrischer Mündung: Daum, Maîtres verriers, Lausanne 1980, S. 78f.
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