Los: 347
Demètre H. Chiparus
'Les Girls', um 1928
Gruppe von fünf Tänzerinnen in enganliegenden Anzügen mit Kappen, in paralleler Pose. H. 52 cm, 64 x 14 cm. Bronze, kalt bemalt, Gesichter und Hände aus geschnitztem Elfenbein. Sockel sign.: D.H. Chiparus, ETLING PARIS (geritzt und schwarz hinterlegt). Sockel aus weißem Onyx.
Zuschlag: 265.000 €
09. Juni 2021 um 15:00 MESZ
Literatur:
Demètre H. Chiparus (Dorohoi 1886 - 1947 Paris), Paris
Wir freuen uns eins der besten und bekanntesten Werke von Demètre H. Chiparus versteigern zu dürfen - die Figurengruppe ‚Les Girls‘, um 1928. Kaum ein Künstler bildete die ‚Années Folles’ in Frankreich vor der ersten Weltwirtschaftskrise besser ab als der aus Rumänien stammende Dumitru Haralamb Chiparus (1886-1947). Als Kind aus wohlhabendem Hause, konnte er in Florenz und ab 1912 an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris Bildhauerei studieren. In seinem Atelier, das er 1918 einrichtete, widmete er sich vor allem der kunstvollen, aber naturgetreuen Abbildung des Theaters und der Varietés der voller Leben pulsierenden Stadt. Die moderne Frau gehört zu seinen bevorzugten Sujets, die Schauspielerinnen und Tänzerinnen in ihren freizügigen und körperbetonenden Kostümen sind sich ihrer Wirkung auf den Betrachter voll bewusst, wissen was sie wollen, und auch, wie sie es bekommen können.
Die Fünfergruppe ‚Les Girls‘ ist eines der berühmtesten Beispiele seines Schaffens. Der Betrachter wird Zeuge einer fantastisch lebendigen Bühnenszene: Die Tänzerinnen bewegen sich synchron. Mit elegant ausgebreiteten Armen und leicht nach vorne gebeugtem Oberkörper bewegen sie sich tanzend jeweils einen Schritt nach vorne, die rechte Fußspitze steht auf dem Boden, das linke Bein vollführt die Schrittbewegung. Die Köpfe sind dabei zurückgewandt und der Blick der Mädchen richtet sich auf ein imaginäres Publikum. Wie eine zweite Haut schmiegen sich die Tanztrikots an ihre schlanken Körper und lassen nur die Gesichter der Mädchen frei. Eine ägyptische Anmutung verleiht ihnen ein kammartiger Kopfschmuck der vom Scheitel ausgeht und fast bis auf die Schultern reicht. Die Gesichter und die Hände der Chryselephantin-Figuren sind hier aus fein geschnitztem Elfenbein gefertigt. Der Rest der Figuren besteht aus kalt bemalter Bronze in einem wunderschönen Kupferrot. Sieht man sich die Overalls genauer an, bemerkt man die aufwendig verzierten Oberflächen und Verzierungen aus Ketten, Netzstrukturen und Bandauflagen, die bei jeder der fünf Frauen unterschiedlich gestaltet sind.
Von historischen Fotografien weiß man, dass Chiparus seine Entwürfe zuerst in Plastilin anfertigte. Danach wurde ein Modelleur mit der Ausführung des Modells betraut. Chiparus selbst überwachte und überarbeitete es, bis jedes Detail zu seiner Zufriedenheit perfekt ausgeführt war. Er legte genau soviel Wert auf die Ausführung seiner Bronzedetails wie auf die Elfenbeinschnitzereien. Die Modelle wurden dann von verschiedenen Bronzegiessereien gekauft, in diesem Fall Edmond Étling, Paris, und in kleiner Auflage ausgeführt. Der Entwerfer Chiparus wurde mit einem Prozentsatz am Verkauf beteiligt.
Shayo, Chiparus, New York 1999, S. 165; Catley, Art Deco and other figures, Woodbridge 1998, S. 103.
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