Auktion 156D

Extravaganz in Natur und Tanz - eine Privatsammlung
Figürliche Keramik und Glas

10. Juni 2021 um 15:00 MESZ


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Extravaganz in Natur und Tanz - eine Privatsammlung
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Nachdem wir Ihnen im November letzten Jahres den ersten Teil einer exzellenten Privatsammlung an Keramiken und Porzellanfiguren der Wiener Werkstätte anbieten konnten, freuen wir uns nun, den zweiten Teil der Sammlung in einem eigenen Katalog zu präsentieren.

Der Sammler trug über Jahre hinweg besonders ausdrucksstarke Tänzerinnen und Vogelfiguren der unterschiedlichsten Manufakturen zusammen, sein Hauptaugenmerk galt dabei den Werken der traditionellen Königl. Porzellanmanufaktur Meißen sowie der Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider, die vor allem in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts mit ihren zeittypischen Figuren weltweit bekannt war.

Die Sammlung umfasst dabei einen Zeitraum zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, nur bei ganz wenigen Exemplaren griff der Sammler zur Vervollständigung auf Neuausformungen wichtiger Entwürfe zurück.

Unter den Vogelfiguren stechen zwei Exemplare des berühmten ‚Paduaner Hahns’ hervor. Von Ernst August Leuteritz nach J. J. Kaendler 1854 entworfen, ist die dunklere Variante vor 1924 bei Meißen entstanden, der helle Hahn wohl 1936. Beide Figuren, mit einer Höhe von 76 bzw. 78 cm sind auf EUR 12.000 - 16.000 geschätzt. ‚Der Morgen‘, in Gestalt einer jungen, nur mit einem Tuch bekleidete Dame als Aurora ist ein typisches Beispiel für die Porzellanfiguren des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts in der Manufaktur (SP EUR 1.400 - 1.800). Ganz im Kontrast dazu stehen die sehr expressiven Figuren ‚Spanische Tänzerin‘ und ‚Spanier mit Laute‘, die Paul Scheurich 1933 für Meißen entwarf. Beide Figuren, je 1995 ausgeführt, sind für je EUR 800 - 1.200 zu erwerben.

Die Firma Friedrich Goldscheider in Wien existierte bereits seit 1885. Nach dem Tod des Vaters Friedrich übernahmen die Brüder Marcell und Walter die Firma. Schon früh luden sie freie Bildhauer und Künstler ein, sich mit Entwürfen zu beteiligen. Die meisten davon wurden in Steingut ausgeführt. Das älteste Stück unserer Auswahl ist dabei die Figur ‚Lautenspiel‘ von Melanie von Horsetzky, 1911/12. Die noch sehr dem Postjugendstil angelehnte Figur ist günstig für EUR 300-350 angesetzt. Bekannter und somit „typischer“ für Goldscheider sind dann die Figuren der Theater- und Varieté-Stars der zwanziger Jahre. Die Figur ‚Turteltauben‘, des Bildhauers Stephan Dakon, 1927/28, zeigt zwei der berühmten Dolly-Sisters, die für mehrere Figuren der Manufaktur Modell standen. Die kurze Kleidung, die Pose, der schöne, aber nicht überladene Dekor eignete sich ganz wunderbar für das leichte Material des Steinguts.

Besonders schön sind auch noch zwei ‚Modedamen‘ von Annie Offterdinger, bereits 1914 für die Werkbundausstellung in Köln entworfen und von der Wächtersbacher Steingutfabrik, Schlierbach ausgeführt. Auch diese Figuren kündigen in ihrer modischen Kleidung schon einen Wandel in der Gesellschaft an, der sich nach dem Ersten Weltkrieg vollziehen wird (SP je EUR 2.400 - 2.800).


Die Auktionswoche endete mit einem sensationellen Erfolg. Die Privatsammlung ‚Extravaganz in Natur und Tanz‘ konnte zu über drei Vierteln mit beachtlichen Preissteigerungen verkauft werden.

Das Kapitel von 30 Gläsern aus der Sammlung konnte restlos abgesetzt werden, die Schätzpreise wurden dabei sogar noch übertroffen. Emile Gallé Vase ‚Narcisses‘ von 1902-04 erbrachte hier die größte Steigerung von EUR 700 auf EUR 1.700 und wurde der glücklichen Gewinnerin im Saal sogleich mitgegeben (Los 680).

Die höchste Preissteigerung unter den Keramikfiguren erfuhren die Objekte des Österreichers Eduard Klablena, von dem alle sechs Frauenfiguren an neue Besitzer übergingen. Die ‚Modedame‘ von 1913 wurde dabei unerbittlich umkämpft und so von EUR 600 auf EUR 6.700 hochgesteigert (Los 839).

Schon im Vorfeld war das Interesse an den Werken der KPM Meissen und an den beschwingten Tänzerinnen der Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider sehr hoch gewesen, der Trend setzte sich auch während der Auktion fort: Bei Meissen waren es die ‚Dame im Reitkostüm mit Windhund‘ von Rudolf Hentschel und Alfred Königs ‚Dame mit Schirm’ - eindrucksvoll durch ihren großen fantasievollen Hut - die nach eifrigen Bietgefechten von jeweils EUR 1.200 auf EUR 4.200 stiegen (Lose 741, 742). Eine ungewöhnliche Kaminuhr ‚Uhrgehäuse mit Mädchen als Zukunft, zwei Kinder als Tag und Nacht‘, 1901-04, ging, ebenfalls heiß umkämpft, für EUR 5.000 in eine deutsche Privatsammlung. Bei Goldscheider waren es die ‚Tänzerin in Federkostüm‘ von Paul Philippe, die von EUR 1.500 - EUR 4.000 gesteigert wurde und Stephan Dakons ‚Turteltauben‘, für die zwei der Dolly-Sisters Modell standen. Bei EUR 1.500 aufgerufen, fiel der Hammer erst bei EUR 4.900.