Los: 295
Gustav Gurschner
Nautilus-Tischleuchte, um 1900
Pflanzenartig-organischer Bronzefuß mit Nautilus als Schirm. H 49,5 cm. Sign.: GURSCHNER DEPOSE (geprägt).
Dabei: zweite Nautilus als Ersatz.
Zuschlag: 6.000 €
11. Mai 2022 um 15:00 MESZ
Literatur:
Gustav Gurschner (Mühldorf am Inn 1873 - 1970 Wien)
Gurschner besuchte von 1885 an die Bozner Fachschule für Holz- und Steinbearbeitung. 1888 ging er an die Kunstgewerbeschule nach Wien. Nach seinem Militärdienst bei den Kaiserjägern in Innsbruck (1895/96) wechselte er nach München, wo er Großplastik studierte.
1897 heiratete er die Schriftstellerin Alice Pollak (Wien 1869 - 1944 Wien), die ihre Werke unter dem männlichen Pseudonym Paul Althof veröffentlichte.
Im selben Jahr reiste er nach Paris, wo er sich für den gerade erblühenden Art Nouveau begeisterte. Er fand Inspiration durch seine Freundschaft mit Künstlern wie Alexandre Charpentier und gestaltete erste Gebrauchsgegenständen und Kleinplastiken in einem Stil, der den französischen Einfluss nie verlor. Zurück in Wien beteiligte er sich an Ausstellungen der Wiener Secession.
Der österreichische Schriftsteller Hermann Bahr schrieb in seinen „Kritischen Schriften“, Bd. VI, Secession, 1898 ein wenig despektierlich über Gurschner: „Gustav Gurschner ist ein junger Wiener, der jetzt eine Zeit in Pa- ris gelebt hat. Dort hat er von Vallgreen, Carabin und Baffier Man- ches abgesehen. Die große Lust der Franzosen, die Dinge unseres täglichen Lebens zu künstlerischen zu machen, hat ihn berührt, und er hat gelernt, dass auch Unscheinbares einen leisen Abglanz | von der ewigen Schönheit haben kann. Nun sehen wir ihn, sich mit Lampen, Schalen und Broschen lustig bemühen. Man merkt noch manchmal, dass er es nicht aus sich selbst, sondern nachgelernt hat, aber er weiß damit auf das Freieste und Heiterste zu schalten. Es trifft sich gut, dass er jetzt nach Wien zurückgekommen ist: wir kön- nen ihn hier brauchen, er kann uns helfen, er wird wirken. In Paris wäre er vielleicht ein bloßer Copist geworden, hier mag er nun mit jenem Können unsere alte Art auszudrücken trachten“ (Pias (Hrsg.), Hermann Bahr, Kritische Schriften VI, Secession, Weimar 2007, S. 73).
Dieses angebliche „Kopieren“ führte zu einigen der schönsten Entwürfe des österreichischen Jugendstils, wie unsere Tischleuchte mit Nautilus beweist. Die Schnecke wächst gleichsam aus einem organischen, wie mit Tentakeln bewehrtem, Fuß heraus.
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