Los: 300
Karl Schmoll von Eisenwerth
'Pfauenfeder'-Vase, 1899/1900
Hoher Baluster mit dreipassig gewellter Mündung auf vorgewölbtem Stand. H. 35,5 cm. Ausführung: Ferdinand von Poschinger, Buchenau, Werk Spiegelhütte. Überfangglas, farblos, hellblau, gekämmte hellviolette und grüne Fäden, perlmuttfarben mattlüstriert. Boden bez.: Nr. 446, Ferd. von Poschinger Buchenau Bayern Glashüttenwerke (gold).
Ferdinand von Poschinger trat sein Erbe mit Erreichen des 24. Lebensjahrs 1881 an. Er war weltoffen, Neuem gegenüber aufgeschlossen und sehr geschäftstüchtig. Unter seiner Führung nahmen die Buchenauer Glashütte und die Spiegelhütte schon im ausgehenden 19. Jahrhundert an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil, so zum Beispiel an der Weltausstellung 1893 in Chicago. Ferdinand suchte aktiv den Kontakt zu zeitgenössischen Künstlern wie Hans Christiansen und Julius Diez, um mit seinem Angebot am Puls der Zeit zu bleiben. Auf Karl Schmoll von Eisenwerth wurde er schon während dessen Studienzeit in München aufmerksam, wo der Fabrikseigentümer nach motivierten jungen Künstlern suchte. Karl, talentierter Sohn einer kunstsinnigen Familie, verbrachte die Jahre 1898/99 in Buchenau mit eifrigen Versuchen und Studien, die ihm und der Firma Ferdinand von Poschinger auf der Weltausstellung in Paris 1900 eine Silbermedaille einbrachten. Im Laufe der Jahre gestaltete er immer wieder Glasentwürfe für seinen väterlichen Freund, dem er lebenslang verbunden blieb.
In seinen Entwürfen für die Glashüttenwerke Ferdinand von Poschinger orientierte sich Schmoll an den Werken der böhmischen Glasmanufaktur Joh. Lötz Wwe. die etwa zur selben Zeit mit außergewöhnlichen Formen und aufwendigen heißen Dekoren arbeitete. Es werden mehrschichtige Gefäße produziert, die ihren Dekor durch Verwendung von Metalloxiden und manuelle Bearbeitung erhalten. Am Schluss werden diese Gefäße noch einmal mit Metallsalzen bedampft und erhalten so ihren Perlmuttschimmer. Diese Art des Glases war durch die Arbeiten des Amerikaners Louis C. Tiffany wieder ins Licht gerückt worden und dominierten die Glasproduktion besonders in Mitteleuropa um die Jahrhundertwende bis hin zum Ersten Weltkrieg. Im Gegensatz zu der böhmischen Glasmanufaktur bleibt Schmoll eher in einer Farbfamilie mit regelmäßig verzogenen (beim Blasen gekämmten) Fadendekoren, sogenanntem ‚Pfauenfederdekor‘ auf stilisiert floralen Gefäßkörpern.
Der vielseitige Künstler versuchte sich aber auch an französischen Vorbildern indem er Überfangglas mit Ätztechniken und Schnitttechniken gestaltete und sich sogar an der von Emile Gallé meisterhaft gestalteten ‚Marqueterie de Verre‘-Technik versuchte, wobei vorgefertigte Glasteile mit einem bereits bestehenden Untergrund zusammengefügt werden.
Zuschlag: 2.800 €
23. Mai 2023 um 15:00 MESZ
Literatur:
Das Modell wurde wahrscheinlich für die Weltausstellung in Paris 1900 entworfen. Vgl. Höltl (Hrsg.), Das Böhmische Glas, Bd. V, Passau 1995, Nr. V.14.
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