Literatur:

‚Jeu de l’Echarpe‘ - Die Schärpentänzerinnen von Agathon Léonard

Agathon Léonard konzipierte die Werkgruppe, mit der er weltberühmt wurde zunächst als eine Reihe von Wandreliefs mit dem Titel ‚Jeu de l’Echarpe‘, die das Foyer eines Theaters zieren sollten. Der damalige Leiter der Porzellanmanufaktur Sèvres, Alexandre Sandier, sah die Modelle (maquettes) für die anfangs mit zehn Tänzerinnen geplante Wanddekoration 1897 auf der Ausstellung der Société nationale des Beaux-Arts in Paris und war so begeistert, dass er den Künstler sogleich damit beauftragte, seinen Entwurf als mehrteiligen Tafelaufsatz zu realisieren. 1899 wurde der Tafelaufsatz aus Tänzerinnen, Musikerinnen und Fackelträgerinnen mit zwölf Figuren präsentiert und bis 1901 um drei weitere Figuren erweitert. Die mit viel Liebe zum Detail gestalteten Frauenfiguren lassen den Betrachter auch heute noch den Aufbruch in ein neues Lebensgefühl spüren, das sich in den fließenden, nicht einengenden Kleidern der jungen Damen, ihren freien Bewegungen und der zurückhaltenden Ornamentik ausdrückt. Mehrere berühmte Tänzerinnen kommen als Modell für die Figuren in Frage, darunter Cléo de Mérode (1875-1966) und Sarah Bernhardt (1844-1923) sowie die viel porträtierte Loïe Fuller (1862-1928). Die Gießerei Susse Frères sicherte sich schon 1901 die Rechte an der Bronzeproduktion des Tafelaufsatzes. 1901 wurde die Gruppe im Salon der Société präsentiert. Sie wurde in drei verschiedenen Größen ausgeführt, teilweise auch in Chryselephantin oder mit Versilberung. Bis 1935 soll Susse 100-130 Exemplare der Figuren ausgeführt haben.

Böstge/Héran, Agathon Léonard Le geste Art Nouveau, Paris 2003, S. 49-75, bes. S. 60 f., S. 69; Cadet, Susse Frères, Paris 1992, S. 195 (Verkaufskatalog von 1905).