Los: 49

Christian Rohlfs (Groß Niendorf 1849 - 1938 Hagen)
Ohne Titel (Weiblicher Akt), 1910

Öl auf Leinwand. 100,0 x 50,0 cm. Rechts unten monogrammiert: CR und datiert: (19)10 (Öl). Verso auf dem Keilrahmen zwei Mal Sammlungsstempel Commerell.
Der unbetitelte Akt entstand in Rohlfs Münchener Zeit. Vogt weiß von diesem etwa zwei Jahre dauernden Aufenthalt zu berichten: "1910 siedelte der Künstler auf Einladung des Sammlers Dr. Commerell für zwei Jahre nach München über, an einen Brennpunkt internationaler zeitgenössischer Kunst. (…) Von der weiterbestehenden Leidenschaft des Figurenmalers zeugen die zahlreichen Akte der Zeit, daneben freie Szenen in lebhafter Pinselschrift. Nichts eigentlich Neues ist damals in München entstanden, dennoch wirken die Gemälde dieser zwei Jahre reifer, konzentrierter, souveräner. Der alte Impetus hat sich in ihnen erhalten, dennoch glaubt man zu spüren, dass der Künstler sein wirkliches Ziel damals erkannt hat. Es mit 'visueller Poesie' zu umschreiben, ist wohl nicht falsch, wobei es sich allerdings um eine visuelle Poesie handelt, die sich nicht mit der Oberfläche des Sichtbaren begnügte, sondern das Seiende im tieferen Sinne als Organisationsform aus Ordnung, Vollkommenheit und Freude am Sichtbaren begreift". Im Werkverzeichnis der Gemälde listet Vogt 14 weiterer solcher Akte auf, die im Zeitraum von 1910 bis 1911 entstanden und oftmals im Besitz von Dr. Hermann Commerell waren. Daneben schuf Rohlfs entsprechend der landschaftichen Umgebung Wälder und Waldwege, Dorfansichten und Seenlandschaften, Veduten von Dörfern und dem Kloster Andechs. Stilistisch markierte die Münchener Zeit eine wichtige Phase im Frühwerk des Künstlers, wie Vogt resümiert: "Landschafts- und Figurenbilder dieser Zeit schließen entwicklungstechnisch betrachtet das seit der Jahrhundertwende begonnene Farbkapitel ab. Der Weg von der Farbmaterie zum Bildlicht war ausgemessen, das Überlieferte vollendet. Gerade in der 'klassischen' Figurenmalerei hatte die Vorherrschaft des Gegenstandes mit der ebenfalls gegenstandbezogenen Farbe einer Fortentwicklung lange im Wege gestanden. Darum wird der Umschwung hier besonders deutlich: mit den Münchener Atelierbildern (…) ist auch dieser Abschnitt beendet. Augenerfahrung wandelt sich unter der Herrschaft der Farbe zur Imagination, dem Problem der kommenden Jahre."


 

Kleine Fehlstelle am linken mittleren Bildrand, eine kl. weitere im rechten grünen Bildfeld.

>> Literatur

Zuschlag: 14.000 €

124B - Moderne Kunst
09. Dezember 2015 um

Literatur:

Das vorliegende Gemälde wird unter der Nr. CRA 115/15 in das Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen. Mit der Echtheitsbestätigung des Christian Rohlfs Archiv, Hagen, vom 10. April 2015. Provenienz: Sammlung Dr. Hermann Commerell, München; Prof. Dr. Kanther, München; Familienbesitz Kohlndorfer, München; Besitz Stiftung Kohlndorfer, München.