Auktion 146E

Privatsammlung Bruno Bruni. Eine Passion für die Neue Sachlichkeit - Zeichnungen und Druckgraphiken

26. September 2019 um 18:00 MESZ


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Privatsammlung Bruno Bruni. Eine Passion für die Neue Sachlichkeit - Zeichnungen und Druckgraphiken
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Ein Meister, sein Atelier, seine Kunstsammlung, darum geht es in dieser Auktion. Wer den italienischen Maler, Bildhauer und Graphiker Bruno Bruni einmal in seinem Atelier in Hamburg Altona besucht hat, seine Koch- und Redekünste genießen durfte, ist damit auch ganz in seinen Kosmos eingetaucht und wird diesen Ort mit vielen Eindrücken und Inspirationen für sein Leben wieder verlassen. Bruno Brunis Vita ist eine abgerundete Sache, er hat sich ein schönes, reiches Leben geschaffen, und das merkt man ihm an. Neben zahlreichen Büchern über sein künstlerisches Werk, die in zahlreichen Sprachen publiziert wurden, erschien im Jahr 2005 sein aus ganz persönlicher Anschauung verfasstes, künstlerisch von ihm gestaltetes und editiertes Kochbuch ‚Gaumenfreuden & Kunstgenuss. Meine Art zu Leben‘. Darin beschreibt ihn sein Freund, der Altbundeskanzler Gerhard Schröder sehr treffend, besser könnte man es kaum formulieren: ‚Bruno ist ein Freund, der weiß, daß Freundschaft nicht mit gesellschaftlicher Stellung zu tun hat, sondern den Menschen meint, mit seinen Stärken, erst recht mit seinen Schwächen. Bruno ist ein Mensch, der lebt. Für seine Kunst. Für seine Frau. Für seine Söhne. Für seine Freunde. Er hat Freude am Leben. Ein Leben, das nur seine Herkunft, seine Familie weiß, in der das Menschliche immer das wichtigste war. So ist er.’ (1) Bruno Bruni kennengelernt zu haben, ist also so etwas wie ein Geschenk. Die Höhepunkte seiner in vielen Jahren zusammengetragenen Kunstsammlung versteigern zu dürfen, ist ein Privileg. Lieber Bruno Bruni, wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich dafür!

Buno Bruni lebte mit seiner Sammlung. Die Stücke hingen an den Wänden seines bekannten Hamburger Domizils, einem umgebauten Schwimmbad in Altona, das bereits um 1870 in Gebrauch war. Nachdem es geschlossen worden war, erwarb er es und installierte hier sein Atelier und seine Lebensräume an einem - räumlich sehr großzügigen und außergewöhnlichen - Ort. Bruno Bruni war kein spekulativer Sammler, diese waren ihm eher unangenehm, fast verhasst. Er selbst, eher ein ‚Ästhet und politisches Wesen‘ (2), resümiert nicht ohne Missstimmung: ‚Sammler ist, wenn Du Geld hast, keine Leistung. Ich habe zwei, drei Zeichnungen von Dix, die habe ich mit 50 Mark im Monat abgezahlt. 30 Picassos - das ist nicht Liebe, das ist eine Kapitalanlage.’ (3)

Was erwartet Sie nun in dieser Auktion? Bruno Bruni hat künstlerische Vorlieben und Freunde, die ebenfalls Künstler sind oder waren. Die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte, mit der Bruno Bruni bestens vertraut ist, und sein Freundeskreis, den er, wie wir erfahren haben, sehr gut pflegt, sind die Basis seiner privaten Kunstsammlung, eigentlich auch seines Kunstschaffens. ‚Meine Liebe (…) bleiben die Alten Meister, Leonardo, Piero de la Francesca, Raffael, vor allem Michelangelo.‘ (4) Sammeln kann man diese ikonischen Renaissance-Künstler im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert freilich nicht mehr.

Was ihm genauso am Herzen liegt ist die Kunst der deutschen Neuen Sachlichkeit, die der 1920er Jahre. Allen voran mag Bruni Otto Dix. ‚Dix war mein Idol‘ (5), so sein knappes Statement. Entsprechend seiner Neigung sind in seiner Sammlung und in dieser Auktion fünf Zeichnungen in Bleistift und Tusche von Otto Dix im Programm, ferner drei frühe, seltene Radierungen. Von seinem Künstlerkollegen George Grosz hat Bruno Bruni sechs Zeichnungen - darunter solche mit stark erotischer Konnotation - und ein Autograph zusammengetragen. Fünf Zeichnungen von Rudolf Schlichter aus dessen bester Schaffensphase huldigen ebenfalls erotischen Themen. Es ist die Welt des weiblichen Geschlechts und noch einmal der Eros, ein Sujet, dass sich einmal subtiler, dann wieder ostentativer durch die gesamte Sammlung zieht. Und da sind noch zwei Tuschzeichnungen des vielseitig begabten Künstlers Bruno Voigt, beide entstanden in den frühen 1930er Jahren. Sie waren Teil der Sammlung von Marvin und Janet Fishman in Milwaukee und bieten uns die neusachliche Perspektive auf die gesellschaftlichen Zustände in der späten Weimarer Republik, die Künstlern erstmals die Möglichkeit bot, das darzustellen, was sie wirklich bewegte.

Zum Charakter der Großzügigkeit von Bruno Bruni passt, dass es neben den Werken aus der Epoche der Neuen Sachlichkeit auch Arbeiten ganz anderer künstlerischer Strömungen in seiner Sammlung gibt. So zum Beispiel eine Gouache von Renato Guttuso, mit dem Bruni bekannt war: ‚In meiner Jugend in Italien war Renato Guttuso mein Idol gewesen (…), ein guter Maler. Er kam nach Hamburg, als Gastdozent, mit seiner Frau Mimise. Wir haben Spaghetti gekocht.’ (6) Und so schließt sich der Kreis, typisch für Bruni, wieder mit einem gemeinsamen Essen - ein Ritual, das im Leben dieses Künstlers, Sammlers und exzellenten Kochs gar nicht wegzudenken ist!

Dr. Bettina Krogemann

1Gerhard Schröder, handschriftliches Schreiben vom Juli 2005, veröffentlicht in ‚Gaumenfreuden & Kunstgenuss. Meine Art zu Leben‘, Hrsg. Bruno Bruni, Weil der Stadt, 2005, S. 5. 2 Ibid., S.58. 3 Ibid., S. 131. 4 Ibid., S. 140. 5 Ibid., S. 43. 6 Ibid., S. 43.