Biografie
Sein Werk ist Sinnbild für die ‚Einheit von Denken und Machen‘. Hermann Jüngers innovatives Schmuckschaffen, das mehr als 50 Jahre umfasst, war nicht nur wegweisend für das pulsierende Schmuckzentrum München. Sein Wirken und seine Lehrtätigkeit reichten weit über die Grenzen Deutschlands hinaus und beeinflussten internationale Schmuckkünstler•innen maßgeblich.
Jüngers Kompositionen sind die 'Wildblumenwiese' neben dem 'Englischen Rasen', wie es einst der Schmuckkünstler und Bildhauer Walter Mersmann verglich. Sein intuitiver Umgang mit Edelmetallen, der sichtbare Lötstellen und Unregelmäßigkeiten zelebrierte, sowie die Kombination von Email und verschiedensten Edelsteinen, ganz unabhängig von Materialwert und Schliff, brach mit den Konventionen der traditionellen Goldschmiedezunft. Gefestigt in seiner technischen Kompetenz als Goldschmied, nahm sich Jünger jede Freiheit seinen künstlerischen Fähigkeiten den nötigen Raum zu geben. Sein Schmuck und Gerät erhielt dadurch eine Schönheit und Energie, die bei vielen Betrachtern bis heute eine unwiderstehliche Faszination auslöst.
Der gebürtige Hanauer begann kurz nach Kriegsende 1947 seine Ausbildung an der dortigen staatlichen Zeichenakademie, die er zwei Jahre später mit der Gesellenprüfung als Silberschmied abschloss. Die Kriegsjahre hatten auch in der ‚Stadt des edlen Schmucks’ deutliche Spuren hinterlassen. Materialmangel und fehlendes Werkzeug beschränkten das dortige Studium, sodass vor allem das Zeichnen im Vordergrund stand. Die Zeichnung blieb als Medium der Kommunikation, des Entwurfs und als Gedankenstütze eine durchgehende Konstante in Jüngers Werk.
Auf der Suche nach der richtigen Beschäftigung verbrachte Jünger die ersten Jahre nach dem Studium in diversen Werkstätten und Fabriken, er arbeitete unter anderem als Entwerfer für Koch & Bergfeld in Bremen und für WMF in Geißlingen unter Wilhelm Wagenfeld. Er hoffte in der Verbindung von Kunst, Handwerk und industrieller Produktion seine Berufung zu finden. Doch gerade die größeren Produktionsstätten desillusionierten ihn durch fehlende gestalterische Freiheit und langwierige Genehmigungsprozesse. Viele seiner Bewerbungen bei kleineren Werkstätten, beispielsweise bei Andreas Moritz in Hinterzarten (späterer Professor an der Nürnberger Akademie), blieben aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage erfolglos.
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