Biografie
Man Ray war ein bedeutender US-amerikanischer Fotograf, Maler und Filmkünstler, der vor allem für seine Beiträge zur Dada- und Surrealismus-Bewegung bekannt ist. Eigentlich als Emmanuel Radnitzky geboren, wuchs Ray in Brooklyn, New York, auf und entwickelte bereits in jungen Jahren eine Leidenschaft für Kunst, der er jedoch auf Anregen seiner Eltern vorerst nicht nachgehen durfte. Im Jahr 1913 zog er jedoch in die Künstlerkolonie Ridgefield, New Jersey und heiratete die Dichterin Adon Lacroix. In Alfred Stieglitz Galerie 291 in New York kam er das erste Mal mit Künstlern der europäischen Avantgarde in Berührung. Fasziniert von den für ihn neuen Stilen, probierte er diverse Malstile vom Impressionismus bis hin zur Abstraktion.
Einen besonders großen Eindruck hinterließ bei Man Rays Besuch der Armory Show in New York und die Begegnung mit den Werken von Marcel Duchamp. Ray war fasziniert von Duchamps absurden Maschinenkonstruktionen und den ‚Readymades’, so dass er selbst begann mit Assemblagen aus Fundstücken zu experimentieren. Auf Anregung von Duchamp begann Ray sich intensiver mit Fotografie auseinanderzusetzen. Anfänglich nutze er das Medium, um seine eigenen Kunstwerke und die seines Künstlerfreundes zu dokumentieren. Doch bald erkannte er das Potenzial als eigenständige Kunstform und es entstanden die ersten künstlerischen Filme. Seine Experimente mit Belichtungstechniken in der Dunkelkammer führten zu seinen berühmten ‚Rayographien‘, bei denen er Objekte auf Fotopapier platzierte und ohne Kamera belichtete, um surreale, abstrakte Bildkompositionen zu erzeugen.
Obwohl Ray in New York seine künstlerische Sprache fand, drängte es ihn nach Paris, um Teil der europäischen Avantgarde zu werden. Im Jahr 1921 zog er nach Paris, wo er eine zentrale Figur der surrealistischen Bewegung wurde. Durch die Kontakte Duchamps lernte Ray in Paris weitere Mitglieder der Dada- und Surrealismus-Bewegung kennen, wie André Breton, Louis Aragon, Paul Éluard und dessen Frau Gala. Um Geld zu verdienen, richtete er sich ein Atelier ein und begann mit Porträtfotografie. Picasso, Georges Braque, Juan Gris, Henri Matisse und viele andere ließen sich im Frühjahr und Sommer 1922 von ihm ablichten. Dazu kamen Literaten aus den Salon von Gertrude Stein und Sylvia Beach. Als der rastlose Man Ray sich der Aktfotografie zuwandte, lernte das Model Kiki de Montparnasse kennen, die seine Geliebte und Muse wurde. Seine Fotografien, die oft traumähnliche und symbolische Motive zeigen, wurden in dieser Zeit weltbekannt. Zu seinen berühmtesten Werken zählt ‚Le Violon d’Ingres‘ aus dem Jahr 1924. Die Fotografie zeigt den Rücken einer Frau mit Turban, auf den zwei f-förmige Öffnungen einer Geige aufgemalt erschienen.
An der surrealistischen Filmkunst verlor Man Ray nach einigen Jahren das Interesse. Dafür weitete er seine fotografischen Aktivitäten auch auf experimentelle Modefotografie aus. Lee Miller wurde seine Schülerin und sein Modell vor der Kamera. Gemeinsam perfektionierten sie Rays Technik der Solarisation. Als Lee Miller im Jahr 1932 nach New York zurückkehrte, führte das bei dem Künstler zunächst einen kreativen Stillstand. In den 1930er Jahren entstanden jedoch wichtige fotografisch Mappenwerke gemeinsam mit Meret Oppenheim und Paul Eluard und dessen Frau Nusch.
Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg floh Ray aus Paris und reiste in die USA zurück. Nach einem kurzen Aufenthalt in New York brach er nach Los Angeles auf, wo er lebte und weiter künstlerisch tätig war. 1951 kehrte er zusammen mit seiner Frau Juliet nach Paris zurück. In den späten 1960er und frühen 1970er wurden Rays Werke regelmäßig in Retrospektiven und bedeutenden internationalen Ausstellungen gezeigt. Man Ray verstarb 1976.
Mit dem italienischen Möbelverleger Dino Gavina brachte Man Ray Anfang der 1970er Jahre eine Serie surrealer Möbel heraus – die sogenannten ‚Ultramobili’. Von Man Ray stammt ein großes, schaukelndes Auge mit dem Titel „Le Témoin“, das an sein frühes Werk ‚Object to be destroyed‘ aus dem Jahr 1932 erinnert, bei dem Ray das Foto eines Auges seiner Assistentin und Geliebten Lee Miller am Zeiger eines Metronoms befestigte.