Ein Beitrag von Alberto Shayo
Rio de Janeiro, Oktober, 2018
Der Erste Weltkrieg war zu Ende. Ein frischer Wind wehte durch ganz Europa und brachte eine Zeit der Wiederherstellung, der Erneuerung und eine neue Freiheit in den Umgangsformen, des Ausdrucks und der gesamten Lebensauffassung mit sich.
Deutschland und Frankreich begrüßten die Veränderungen besonders, es gab kein Zurück. Vor allem die Frauen profitierten von den gesellschaftlichen Umbrüchen. Sie mischten sich in die Politik ein, stürzten sich auf sportliche Aktivitäten, lockerten ihre Kleidung, rauchten in der Öffentlichkeit, mit anderen Worten, sie behaupteten ihre Präsenz überall. Die Künste spiegelten diese Stimmung wider, insbesondere die angewandte Kunst. Skulpturen und Statuetten waren in diesem Bereich mit am progressivsten. Die verwendeten Materialien waren zwar nicht neu, ihre Verarbeitung, die Kompositionen sowie die Sujets aber sehr innovativ. Sportlerinnen, Femmes fatales, Musikerinnen und Cabaret-Tänzerinnen, alle wurden portraitiert.
Die Klientel wollte die große Welt in ihr eigenes Zuhause bringen, wobei sich die Statuetten mit ihren neuen und schwungvollen Posen als besonders geeignet erwiesen. Sie wurden auf Kaminsimsen und in Vitrinen dekoriert. Die Künstler bedienten dieses Interesse. Die Skulpturen wurden in den großen Kaufhäusern und in Schmuckgeschäften als Dekorationsobjekte, Hochzeitsgeschenke, zur Volljährigkeit und als Geschenk für den Ruhestand verkauft. Schnell verbreiteten sie sich in der ganzen Welt, in den Salons von Saigon und in den Nachtclubs in Havanna, man sah sie in den Pariser Mode-Geschäften genauso wie in Londons elegantesten Residenzen.
Die Statuetten etablierten sich als ein unverkennbares Element des Art Déco. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges waren die Statuetten fast vergessen, sie wurden weggeräumt und auf Dachböden verstaut. In den 1960er Jahren begann man die Skulpturen langsam wieder zu entdecken. Einige erkannten mit scharfem Auge ihre Schönheit und Einzigartigkeit und begannen, sie zu kaufen. Bald erschienen die Figuren in den Häusern von wohlhabenden und berühmten Menschen und schließlich auch in Ausstellungen und Museen. Sie avancierten zu Sammlerstücken. Mit der Zeit wurden einige Modelle derart selten und begehrt, dass die Preise stiegen.
Man trifft höchst selten auf eine Skulpturen-Sammlung wie die von Marie and David Cooper, die hier angeboten wird. Die Kollektion ist einzigartig im Hinblick auf die schiere Anzahl der Stücke, die Auswahl der Sujets und auch die Qualität jeder einzelnen Figur. Die Skulpturen, die von Sammlern sehr geschätzt werden, spiegeln eine vergangene Ära wider und haben alle ihre eigene, ganz besondere Geschichte. Sie sind wahre Botschafter des Art Déco.